Grundlagen der Lichtplanung
Fragen an die Lichtplanung
Hand aufs Herz, sobald wir über Beleuchtung nachdenken, finden wir schnell heraus, daß der Schalter an der Tür und die Deckenlampe dazu nicht wirklich zielführend ist, um den unterschiedlichen Nutzungen und Tageszeiten gerecht zu werden.
Dann fangen wir an, im Dickicht der Angebote nach Lampen zu suchen, die uns gefallen könnten, und stellen am Ende dennoch fest, daß das Licht, das unser Wunschmodell dann abgibt, so ungemütlich ist, dass wir dieses Licht nur einschalten, um die Schnurschalter an den kleinen Steh- und Tischleuchten zu finden, deren Licht wir viel lieber mögen.
Wo fangen wir also an, wenn es darum geht, das richtige Licht zu planen?
Es gibt grundsätzlich drei Anforderungen an Licht
1) Das gemütliche Orientierungs- oder Hintergrundlicht
Wenn wir auf dem Sofa sitzen, sollte die Küche weiter hinten im Raum doch gerne auch etwas Licht erhalten. Nicht, um zu zeigen, daß die Spüle noch vollsteht, sondern vielmehr, um nicht in ein großes dunkles „Loch“ zu schauen.
Das Licht sollte auch im Flur weitergeführt werden, den wir vom Sofa aus sehen, zumindest als zurückhaltender Begleiter zum WC oder Bad oder Schlafraum. Entsprechend sollte man es auch vom Schlafraum aus einschalten können, um am frühen morgen den Weg in Bad und Küche zu finden, ohne gleich im Flutlicht zu stehen.
Denn die primäre Aufgabe des Flures ist die Verbindung der Innenräume, und nicht nur das Begrüssen von Gästen oder das Bereithalten von Jacken und Schuhen.
Flur und Allraum sind hier oft als Einheit zu betrachten, mindestens, wenn der Flur keine abgeschlossene, verschlossene Wohneinheit ist.
2) Das gezielte (gerichtete) Licht
Während das Hintergrundlicht nur eine Orientierung erlaubt, fehlt es doch an einzeln betonten Anwendungs- oder Raum-Bereichen. Im Allraum haben wir zB. Drei Raumbereiche: Wohnen, Essen und Kochen. Am Esstisch sollte das Licht über dem Tisch flexibel den einzelnen Anforderungen genügen. Sowohl für das lebendige Familientreffen, als auch das private Candlelightdinner. Ein Dimmer ist hier gut eingesetzt.
Dennoch sollte rundherum die Wohnung sanft beleuchtet werden (Orientierungslicht).
So ist der beriech (Essen) betont, und dennoch die Wohnung rundherum wahrnehmbar.
Gleiches gilt für den Wohnraum. Das Orientierungslicht ersetzt nicht das Licht, das den gesamten Bereich erhellt. Eine Tisch- oder Stehlampe eignet sich dafür allerdings zusätzlich perfekt. Insbesondere, da die Sitzgruppe als „Insel“ mitten in den Raum gesetzt ist, losgelöst von den Wänden.
3) Die Tageslicht-Kompensation
Ein Licht, was die Räume in helles Licht taucht, wenn es in der „dunklen Jahreszeit“ zu wenig Tageslicht von draussen gibt.
Hier ist der Einsatz von Deckenlampen tatsächlich zielführender. Und das ist auch gleichzeitig der Grund dafür, daß wir diese Art Licht nur selten nutzen: es ist hell, und für gemütliche Tageszeiten einfach zu ungemütlich. Denn seine Aufgabe ist es, uns am Tag auch das Licht zu geben, was wir zum aktiven Leben in den Räumen benötigen.
Schalter & Steckdosen
Für eine intuitive Bedienung der unterschiedlichen Lichtquellen ist es unerlässlich, daß man sich kurz mit den Schaltern und deren Position im Raum befasst.
Wenn zB. zwischen Flur und Allraum drei Schalter zusammenkommen, und Flur, Küche, Essen und Wohnen von hier aus zu schalten sind, wie kann da jemals eine intuitive Bedienung der Schalter funktionieren?
Grundsätzlich gilt:
- nur EIN Raumbereich (Wohnen / Flur / Küche / Essen...) je Schalter(-Gruppe)
- nie mehr als DREI Schalter in einer Reihe (oben, mitte, unten)
- immer die gleiche Anordnung von oben nach unten
- oben: das wichtige Licht (Orientierung / Gemütlichkeit)
- mitte: der Raumbereich (zB. Esstisch, Arbeitslicht)
- unten: die Tageslicht-Kompensation
Positionen
Türgriffe sind auf 105 cm Höhe gesetzt. Eine Höhe, die ideal ist, um ohne darüber nachzudenken, hingreifen zu können.
Diese Höhe sollte sich idealerweise auch in ALLEN anderen Elementen wiederfinden, die wir intuitiv greifen wollen:
- Türklinken
- Lichtschalter
- Badarmaturen
Auch sollten wir unterscheiden zwischen Lichtschaltern und Funktionsschaltern und diese deshalb nicht auf gleiche Höhe setzen.
Funktionsschalter bedienen alles, was nicht mit dem Licht zu tun hat. Sie sollten auf ca. 140 cm Höhe sitzen. Ein guter Kompromiss, Displays und Zahlen besser ablesen, sie aber dennoch gut bedienen zu können.
Es gibt viele Vorschläge und Angaben im Netz, wie die Schalter letztlich anzuordnen sind. In meiner Praxis habe ich festgestellt, dass wir bei mehreren Schaltern, die mittlere Höhe (105 bzw 140 cm) immer beibehalten sollten. So bleiben alle Schalter ähnlich gut zu bedienen, auch die untersten oder die am höchsten montierten.
Es sind wenige Ausnahmen, bei denen mehrere Schaltgruppen gleichzeitig sichtbar sind, so daß ich dann von dieser "Regel" abweiche.
Die richtigen Fragen
Am besten machen wir eine Gedankenreise durch die Räume. Beginnen wir beispielsweise mit dem Flur und fragen uns, wo wir als erstes Licht einschalten wollen, wenn wir nach Hause kommen, wo also der Schalter sitzt.
Dann schauen wir (gedanklich) den Raum an, sehen zB. die Garderobe, die WC-Tür, den Durchgang zu anderen Räumen, Kleinmöbel, Bilder, etc. und fragen uns, was wir davon gerne beleuchtet haben wollen. Und soll es ein Flächenlicht sein, also "alles hell", oder lieber ein gezieltes Punktlicht, wenn es zB. um ein Galerielicht auf Bildern / tollen Tapeten ist oder ein Lichtpunkt, der von all den vorhandenen Türen im Raum die wichtigsten ein klein wenig in Szene setzt, und damit die weniger wichtigen optisch zurücknimmt?
Erst jetzt kommen wir zu den Fragen, wo denn die Lichtquelle sitzen müsste, um genau dieses Licht zu bekommen, und erst dann schauen wir uns an, welche Leuchte uns dieses Licht von dieser Position aus auch erfüllen würde.
Die Frage nach der Lampe ist also die letzte Frage von einer Reihe von Fragen, die vorher zu stellen sind.
Wenn ich den Flur von der anderen Seite aus betrete, dann ergeben sich plötzlich ganz andere Antworten aus den gleichen Fragen. Dann will ich vielleicht gar cnith die Garderobe sehen. Vielleicht ist das Gegenteil der Fall und die Garderobe sollte besser im Schatten bleiben, wohl aber sollte der Weg in die Küche oder zur Treppe nach oben sicher zu finden sein, ohne dass es sich wie ein öffentliches Treppenhaus anfühlt. Dann sind andere Lichtquellen viel wichtiger, denn nur eine Lichtquelle kann einfach nicht für mehrere Anforderungen gleichzeitig genutzt werden.
Dimmer haben keine Zauberkräfte. Ein Deckenlicht bringt immer sein Licht von oben und verteilt es immer nahezu gleichmäßig im Raum, egal wie hell oder schattig es geregelt ist. Es macht einfach keinen Unterschied, ob es die Jacken oder den Weg zur Treppe beleuchtet. Hier braucht es tatsächlich eine weitere Lichtquelle Aber vielleicht lässt sich hier ja das Treppen-Begleitlicht so gestalten, daß es sein Licht mit in den Flur abgibt, so daß wir hier mit einer Lichtquelle gleich mehrere wichtige Aufgaben erfüllen?
- das sanfte Beleuchten der Verkehrsfläche (ohne die Jacken zu betonen)
- das sanfte Beleuchten der Stufen (für den sicheren Weg und gegen das "dunkle Lock" der Treppe)
- das Nicht-Betonen der Garderobe oder anderer ungewünschter Dinge im Flur
Zusammenspiel
Am Ende haben wir von sehr vielen Positionen aus betrachtet eine ganze Menge Antworten, und stellen fest, daß manche Anforderungen an ein Licht die gleichen sind, auch wenn man es aus verschiedenen Positionen betrachtet, andere dagegen sind sehr individuell.
Oft genug in Gedanken auf der Wohnfläche hin- und herumgesprungen fügt sich also ein Gesamtkonzept, das am Ende idealerweise alle Anforderungen erfüllt.
Der positive Nebeneffekt daran ist, dass Sie mit der Arbeit an der Beleuchtung sich schon wie zu Hause fühlen, auch wenn das Projekt noch nicht einmal realisiert ist.
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